#17: Kündigen mit Würde – meine persönlichen Gedanken als Führungskraft
Shownotes
👉 Wie fühlt es sich an, Mitarbeitende zu kündigen? In dieser sehr persönlichen Folge spreche ich offen über Gefühle, Würde und Verantwortung in den härtesten Momenten von Führung.
Kündigungen sind nie Routine. In dieser Solo-Folge teilt Thomas Belker, Jurist und langjährige Führungskraft, seinen sehr persönlichen Blick auf die schwierigsten Momente seiner Laufbahn:
- Wie bereite ich mich emotional vor?
- Wie führe ich das Gespräch klar und würdevoll?
- Was bleibt danach?
Handeln zwischen Empathie und Ekpathie, Macht und Verantwortung - und vier Kontrollfragen, die jede Führungskraft vor einer Kündigung beantworten sollte
Thomas spricht offen darüber, warum Kündigungen selbst für Erfahrene nie leicht werden – und weshalb genau hier wahre Führung sichtbar wird. Du erfährst:
- wie sich die Anspannung körperlich und mental zeigt und wie Atem & Haltung helfen,
- warum „Ultima Ratio“ mehr ist als ein Rechtsbegriff,
- wie du Kündigungen ohne Smalltalk, früh im Gespräch, klar und würdevoll aussprichst,
- was Ekpathie (emotionale Distanz) im Gegensatz zu Empathie leistet,
- welche Fehler Würde nehmen (z. B. „Ich muss leider… / die Geschäftsleitung hat entschieden…“),
- und welche vier Kontrollfragen vor jedem Gespräch Orientierung geben.
Die 4 Kontrollfragen
Klarheit: Stehe ich zur Entscheidung? Würde: Erlebt die zu kündigende Person die Achtung, die ihr gebührt? Distanz: Kann ich mitfühlen, ohne mich zu verlieren? Verantwortung: Übernehme ich die Verantwortung – auch innerlich?
Außerdem teilt Thomas Extrem-Situationen (Massentrennung, Bedrohungslagen, internationale Fälle) und seinen ethischen Kompass: Absolute Integrität gibt es nicht – aber einen Nordstern.
🎧 Eine sehr persönliche Episode – über Klarheit, Haltung und Würde im härtesten Moment von Führung. Fragen, Anregungen, Themenwünsche für die nächsten Folgen: hallo@thomasbelker.de
Hier geht es zum Host: Thomas Belker, Führungsexperte https://thomasbelker.de/ https://www.linkedin.com/in/thomas-belker-90b5433/?originalSubdomain=de
Der Chef in Dir muss Führung finden – Das Buch, von dem du dir wünschst, dein Chef hätte es gelesen, Thomas Belkers Sachbuch-Besteller zum Podcast: https://www.forwardverlag.de/products/der-chef-in-dir-muss-fuhrung-finden
Dieser Podcast ist eine Produktion von STUDIO VENEZIA – the podcast company: https://www.studiovenezia.de/
Transkript anzeigen
00:00:01: Das ist der Podcast der Chefin.
00:00:03: dir muss Führung finden.
00:00:05: Hier gibt es Orientierung auf die Ohren mit Thomas Belker.
00:00:13: Hallo, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer.
00:00:16: Willkommen zurück bei der Chefin.
00:00:18: dir muss Führung finden.
00:00:20: Ich bin Thomas Belker, heute solo am Mikro.
00:00:23: Letztens hat mich jemand an die Seite genommen und gefragt, was fühlst du eigentlich, wenn du jemandem kündigst?
00:00:32: Du musst es doch am besten wissen.
00:00:34: So oft, wie du gekündigt hast.
00:00:36: Puh.
00:00:38: Also, hm.
00:00:40: Genauso habe ich mich gefühlt.
00:00:42: Und deswegen mein Thema heute.
00:00:44: Kündigung von Mitarbeitern.
00:00:47: Mein Erfahrungsbericht.
00:00:49: Also, was habe ich mir da überlegt?
00:00:52: Über rechtliche Aspekte der Kündigung reden wir schon mal oder wahrscheinlich häufig, wenn es um eine konkrete Kündigung geht.
00:01:02: Aber.
00:01:03: Die Frage, wie fühlt sich das an, wenn man kündigt?
00:01:07: Also, die hat mir noch nie jemand gestellt.
00:01:11: Und so im Nachhinein jetzt, nach dieser Frage finde ich es eigentlich komisch.
00:01:16: Denn eine Kündigung ist wichtig, ein wichtiges Thema, ein schwieriges Thema, ein unangenehmes Thema.
00:01:26: Und die Frage, wie fühle ich mich, wie bereite ich mich auch gefühlsmäßig vor, offensichtlich natürlich ein wichtiges Thema.
00:01:33: Für mich war es erstaunlich, dass ich nach einer kurzen, ich schüttel mich Phase, sofort runterschreiben konnte, was tu ich eigentlich?
00:01:44: Wie empfinde ich das?
00:01:45: Was sind die einzelnen Schritte?
00:01:47: Also ich hatte das Abruf bereit und ich habe mich auch immer so verhalten oder nach einer, wie soll ich sagen, Lernphase bei Kündigung, mich immer so verhalten.
00:01:58: Und darüber möchte ich heute mal ausführlicher sprechen.
00:02:03: Also es ist schon ein Hammer, eine Herausforderung einem anderen Menschen sagen zu müssen, dein Arbeitsverhältnis endet jetzt.
00:02:12: Und für mich sind das auch die härtesten Momente in meiner Laufbahn.
00:02:16: Und sie sind ganz ehrlich, nie Routine geworden.
00:02:20: Ich fühl mich immer noch wie ganz am Anfang, als ich nicht genau wusste, was kommt auf mich zu.
00:02:28: Eine ganze Reihe von Kündigungen verfolgen mich sehr lange.
00:02:32: Also ich kann mich daran erinnern an einzelne Kündigungen, die mich immer wieder, die mir immer wieder Fragen gestellt haben im Nachhinein.
00:02:42: Und zwar nicht wie ein Albtraum, sondern eher wie so ein dumpfes Gefühl von innerer Unruhe.
00:02:50: Und immer wieder tauchte dann im Nachhinein, also zum Teil auch Monate später, noch die Frage auf, habe ich mich in irgendeiner Art schuldig gemacht?
00:03:00: Schuldig komisch, ne?
00:03:02: Tja, also vor der Kündigung habe ich immer einen inneren Konflikt und immer denselben.
00:03:13: Und dieser Prozess, der beginnt schon lange vor dem eigentlichen Gespräch.
00:03:18: Und Tage vorher reflektiere ich, mein Pult steigt, ich bin unruhiger, ich schlafe schlechter.
00:03:28: Ich höre weniger zu und drücke ganz viele Dinge, die jetzt nicht wichtig sind, einfach weg.
00:03:33: Machen wir später, machen wir anderthalb andere Woche.
00:03:37: Und mein ganzer Körper signalisiert mir, da kommt etwas Existenzielles.
00:03:43: Und auch das ist ja eigentlich eigenartig.
00:03:46: Denn existenziell für mich ist es ja nicht.
00:03:49: Ich bleibe ja eben im Job in der Aufgabe.
00:03:53: Aber mein Körper sagt mir, macht sich bemerkmal, Da kommt etwas Existenzielles.
00:04:00: Und dann, vor der Kündigung, immer wieder die Gedanken, ist das wirklich die letzte Option, oder das, was man arbeitsrechtlich sagt, die Ultima Ratio, ist es die letzte Option, die Kündigung, gibt es nicht noch andere Wege?
00:04:16: Kann ich das vertreten, menschlich, ethisch oder auch persönlich aufgrund der Beziehung, die ich aufgebaut habe, zum Umfeld und zum zu kündigenden.
00:04:30: Und auch der Gedanke, wie schaffe ich es, fair und gleichzeitig klar zu bleiben, also nicht rumzuayern.
00:04:38: Und diese Gedanke schleifen halte ich für kein Markel.
00:04:42: Sie erschweren mir natürlich das Leben in der Zeit vor der Kündigung, aber sind kein Markel.
00:04:48: Für mich zeigen sie, ich nehme Verantwortung ernst und Verantwortung ist für mich, ich denke für uns alle, die Basis von Führung.
00:04:57: Ein praktischer Einschub Wenn man sich so vor einer Kündigung befindet, wenn die Entscheidung gefallen ist, der Person wird gekündigt, dann so schnell wie möglich umsetzen, nicht aufschieben, nicht wochenlang nichts tun, wie das in manchen Unternehmen der Fall ist.
00:05:17: Also wenn die Entscheidung gefallen ist, ja, wir sind sicher, wir werden das tun, wir wollen das tun, dann so schnell wie möglich.
00:05:24: Und natürlich gibt es Ausnahmen, man macht das nicht zwei Tage vor heiliger Abend.
00:05:29: ist es selbstredend und auch nicht zwei Wochen, wenn es sich vermeiden lässt.
00:05:33: Dezember ist immer ein schlechter Monat, aber nicht hinauszögern.
00:05:39: Denn das gilt für uns Führungskräfte ganz besonders.
00:05:42: Eine Entscheidung, die nicht umgesetzt wird, ist keine Entscheidung.
00:05:45: Dann geht das Versteckspiel los.
00:05:48: Wenn man die Personen nicht mehr sehen, versteckt man sie bis sich über den Gang gegangen ist.
00:05:55: Solche Dinge halt.
00:05:57: klingt vielleicht ein bisschen krass, ist aber so.
00:06:00: Ich habe das insbesondere auch bei anderen beobachtet, wie sie sich, wenn sie kündigen mussten, versteckt haben vor der Person.
00:06:09: Okay, schauen wir uns den Tag der Kündigung an.
00:06:13: Wie bereite ich mich vor?
00:06:16: Am Tag selbst bleibt bei mir der Stress.
00:06:19: Puls, Schweiß, Hitze im Kopf.
00:06:23: Man macht einfach ein dumpfes Gefühl im Kopf.
00:06:26: Ich höre dann irgendwie auch nicht mehr so gut, weil ich nicht zuhöre.
00:06:30: Also mein Hörvermögen ist nicht gestört, aber es fühlt sich so an.
00:06:33: Menschen sagen mir was und ich bin einfach in einer anderen Welt und bleib damit für viel anderes nicht ansprechbar.
00:06:43: Aber innerlich bin ich klarer.
00:06:47: Ich fokussiere mich.
00:06:49: Ich weiß, heute, dann und dann muss ich wach und bei mir sein.
00:06:58: Fünfzehn Minuten vor einer Kündigung ziehe ich mich zurück.
00:07:02: Wenn es eine halbe Stunde geht auch, aber nicht länger, dann wird man nur nervös.
00:07:06: Oder werde ich nervös.
00:07:07: Also, fünfzehn Minuten vorher ziehe ich mich zurück.
00:07:10: Da gibt es kein Handy, da gibt es keinen Anruf, wenn einer was will, nur wegschieben.
00:07:16: Ich bin ganz bei mir.
00:07:19: Ich atme, ich fokussiere mich.
00:07:22: Ich mache irgendeine Atemübung.
00:07:25: Also, jetzt gerade wird mir einfallen.
00:07:28: fünf Sekunden durch die Nase einatmen, fünf Sekunden halten, fünf Sekunden ausatmen durch den Mund dann und das zweimal.
00:07:40: Und irgendeine Atemübung, wie diese oder eine andere, mache ich einfach, um einen Puls runterzukriegen, um mich zu fokussieren, um meine Gedanken auch ein bisschen auszuatmen.
00:07:51: Und ich sag mir dann, ich habe jetzt die Verantwortung, jemandem zu kündigen.
00:07:58: und ich übernehme die Verantwortung.
00:08:00: Ich bin kein Bote.
00:08:02: Ich übernehme in dem Moment die Verantwortung.
00:08:05: Und dann gehe ich bewusst in eine Haltung, eine auch körperliche Haltung, aufrechte Schultern, rücken durchgedrückt, klarer Blick, kein Smart Talk mehr.
00:08:20: Und innerhalb der ersten drei Sätze komme ich zum Punkt.
00:08:26: Und der dritte Satz ist dann Ich werde dir heute kündigen.
00:08:34: Und es darf spürbar sein, dass mir dieser Moment schwer fällt.
00:08:39: Aber ohne dass ich Verantwortung dabei abwälze.
00:08:44: Und hier ein Gedanke dazu.
00:08:46: Was ist denn mit dem Thema Empathie?
00:08:49: Also das Einfühlungsvermögen, sich in die Gedanken, in die Gefühle, in die Perspektiven anderer einzuführen.
00:08:58: Und mein Schweiß.
00:09:00: Der spricht dafür, wenn es nicht nur Angst ist, aber es ist bei mir nicht nur Angst.
00:09:06: Es ist Schweiß vom Stress.
00:09:10: Und mein Schweiß spricht dafür, dass ich Empathie empfinde, dass ich mich hineinversetzen kann.
00:09:18: Auf der anderen Seite braucht es bei der Kündigung emotionale Distanz.
00:09:24: Also mittlerweile nennen wir das mit dem Fachbegriff Ec-Party, also statt M-Party.
00:09:31: Statt MNK, Eckparty, emotionale Distanz.
00:09:37: Und so sehr ich die Gefühle des anderen verstehe und auch wahrnehme.
00:09:44: Ich übernehme sie nicht.
00:09:46: Bei der Kündigung auf keinen Fall.
00:09:48: Ich ziehe tatsächlich eine Grenze.
00:09:52: Und manchmal, gerade am Anfang meiner, wie soll man das nennen, dass es nicht doof klingt, meiner Kündigungskarriere ist der Gedanke, der mehr ist.
00:10:02: mit meiner Heppoche, wo ich angefangen habe zu kündigen.
00:10:08: Am Anfang habe ich diese Grenze auch tatsächlich irgendwo gesucht für mich, also auf dem Fußboden, auf dem Schreibtisch, wo auch immer, nicht dass ich da jetzt nur auf die Grenze geguckt hätte, aber ich habe für mich so gesagt, da ist der eine und da bin ich.
00:10:23: Und was wir als Führungskraft brauchen, ist klar, wir kennen das Selbstwahrnehmung, Selbstregulierung, Selbstführung, also Selbstwahrnehmung.
00:10:31: die Fähigkeit die eigenen Emotionen zu erkennen, Selbstregulation, die Fähigkeit mit diesen eigenen Emotionen umzugehen und ich mache mir immer wieder klar vorher meine Gedanken steuern, meine Emotionen und Selbstführung, das heißt die Fähigkeit zur bewussten Aktion oder Reaktion.
00:10:56: und auch da mache ich mir häufig vorher klar, Eine Emotion, also auch ein Mitfühlen für den anderen, eine Emotion hat einen Erregungszustand von neunzig Sekunden.
00:11:12: Danach erbt sie ab.
00:11:13: Also wenn ich mit meinen Gedanken richtig arbeite, kann ich, das ist meine Botschaft, kann ich eine emotionale Abgrenzung vornehmen.
00:11:25: Ist das wichtig?
00:11:26: Ja.
00:11:27: Wenn ich nur empathisch bin, dann sehe ich in dem Moment nur den einen, die eine andere.
00:11:35: Wenn ich mich abgrenze, dann kann ich meine Rolle als Führungskraft auch gesamthaft wahrnehmen.
00:11:42: Denn ich stehe fürs Team, für den Bereich, fürs Unternehmen.
00:11:47: Ich darf und kann nicht nur einen in seiner Gefühlswelt sehen in dem Moment.
00:11:54: Also ihr merkt schon, da fällt es mir schon tatsächlich schwerer drüber zu reden.
00:12:01: Da kommen ein paar Erinnerungen hoch.
00:12:06: Also dann im Moment der Kündigung.
00:12:09: Für mich ist das Verantwortung und Menschlichkeit.
00:12:12: Ich kenne Menschen, Vorgesetzte, Führungskräfte, die sagen, ja Menschlichkeit ist fein und schön, aber es ist auch ein Luxusproblem, oder?
00:12:20: Du bringst ja keinen um.
00:12:22: Und als wirksame Führungskraft und als Personaler gehört natürlich Menschlichkeit dazu.
00:12:29: Das ist ja Teil der Verantwortung.
00:12:31: Das ist ja notwendig, wenn ich führe, eine Beziehung aufzumachen.
00:12:34: Führung ist Beziehung.
00:12:36: Also wer das Thema Menschlichkeit im Kündigungsmoment nicht auf dem Radar hat, der ist da falsch.
00:12:43: Der sollte echt was anderes machen.
00:12:46: Also im Moment der Kündigung.
00:12:48: Das fühlt sich für mich an wie ein Auftritt.
00:12:51: Aber nicht ein gespielter Auftritt.
00:12:52: Ha, jetzt kommt der, äußer nicht, Krasperle, sondern... ein bewusster Auftritt.
00:12:58: Und man merkt es ja an jedem Podcast, da spricht man normalerweise auch deutlicher oder lauter oder eindringlicher, als wenn man am Küchentisch sitzt.
00:13:09: Also es fühlt sich an wie ein Auftritt.
00:13:12: Denn ich weiß, dass was ich jetzt sage, beendet ein existenzielles Kapitel im Leben meines Menschen.
00:13:20: Und deshalb ist absolut entscheidend, nicht nur für mich, sondern für jeden, der ein Herz hat, für jeden, der wirklich führt.
00:13:27: Es geht nicht nur um den Ablauf, es geht um Würde.
00:13:32: Und auch in so einer Situation erkenne ich, ob eine Führungskraft führt oder ob eine Rolle spielt.
00:13:43: Es geht um Würde.
00:13:45: Und ich will in dem Moment, dass die Person spürt, du, dem ich jetzt die Königung aushände, Du bist mehr als deine Rolle, mehr als deine Funktion.
00:13:56: Ich sehe dich auch jetzt.
00:13:59: Und das ist keine Weichheit, das ist Reife.
00:14:03: Und möglicherweise haben viele Menschen diese Reife noch nicht erreicht.
00:14:11: für diesen Moment.
00:14:14: Nach der Kündigung kommt die Lehre.
00:14:18: Ich lasse das nicht los.
00:14:21: Ich bin nach einem Kündigungsgespräch erschöpft, körperlich erschöpft.
00:14:27: psychisch erschöpft, manchmal auch traurig, nicht weil ich eine Entscheidungszweifel, die war notwendig.
00:14:37: Man hat es so entschieden, sondern weil ich spüre, was es bedeutet.
00:14:42: Und ich gehe aus dem Gespräch raus mit der Frage, wie geht es diesen Menschen jetzt?
00:14:49: Das habe ich normal in einer Abgrenzung, emotionalen Abgrenzung, aber es beschäftigt mich.
00:14:58: Der Gedanke beschäftigt mich, ohne dass ich jetzt da zerfließe.
00:15:04: Und Führung, das weiß ich, heißt auch diese Einsamkeit, die man dann hat, die ich dann habe, auszuhalten.
00:15:12: Denn in dem Moment bin ich allein.
00:15:16: Auch wenn ein anderer Mensch nach mich zukommt.
00:15:19: Ich bin allein.
00:15:21: Ein zusätzlicher Gedanke, ob ich persönlich finde, dass die Entscheidung richtig war oder nicht.
00:15:28: spielt in dem Moment der Königung keine Rolle.
00:15:31: Entschieden ist entschieden.
00:15:33: Meine Verantwortung ist klar.
00:15:36: Als Führungskraft oder als Personalchef, das war ich ja die meiste Zeit meines Lebens, habe ich dann die Verantwortung eine Führung, eine Führung, Entschuldigung, eine Kündigung vorzunehmen.
00:15:52: Und insofern entschieden ist entschieden, auch wenn es nicht meine Entscheidung war, wenn ich jemand aus einem anderen Bereich kündige, die Kündigung ausspreche.
00:16:00: Aber beim Wie ich kündige und da bin ich vielleicht etwas privilegiert, da habe ich oft meinen Job riskiert.
00:16:10: Das Wie ich eine Königung ausspreche und mit welchen Worten ich das verbinden kann und wie auch die weitere Gestaltung von Seiten des Unternehmens ist, da habe ich mit meinen Vorgesetzten im Vorfeld häufig gekämpft.
00:16:30: Und das hat mir dann im Nachhinein eine gewisse Gelassenheit gegeben.
00:16:34: Mir hat ein Vorgesetzter gesagt, auf sie strattet entschieden, in vier Wochen entlassen wir zehn Prozent in einem sehr großen Bereich.
00:16:44: Sie setzen um.
00:16:46: Meine Antwort war, das ist sehr wahrscheinlich, dass ich das umsetze, aber nicht in vier Wochen.
00:16:54: Das geht nicht.
00:16:56: Ich bin nicht darauf vorbereitet und ich kann das nur tun, wenn.
00:17:01: Ich habe Vorgesetzte, die haben gesagt, Auf keinen Fall eine Abfindung soll er klagen.
00:17:06: Ich kenne die Umstände und habe gesagt, in diesem Fall wird es natürlich eine Abfindung geben, so und so wird mein Angebot sein.
00:17:15: Und ich habe mich dann über solche Dinge tatsächlich manchmal einige Tage gestritten und auch damit gerechnet, dass da irgendwann für mich eine Kündigung herauskommen kann.
00:17:28: Es in diesen Fällen so nicht passiert, aber wie ich gesagt habe, Ich bin da etwas privilegiert einmal.
00:17:36: Natürlich nach einiger Zeit viel Erfahrung.
00:17:38: Auf der anderen Seite bin ich Jurist und darüber hinaus Menschlichkeit und Würde macht mein Führungsstil aus.
00:17:48: Und dazu gehört eben auch, dass sich in dem Moment für den Zukunftigenen im Vorfeld einzusetzen, um fair zu sein.
00:17:59: Den Begriff hatte ich vorher mal erwähnt und den meine ich auch.
00:18:03: Also.
00:18:04: Ja, das ist tatsächlich eine harte Geschichte.
00:18:08: Und so als in Anführungsstrichen der Hänker des Unternehmens, dem sagen wir, wenn er raus schmeißen soll, den schmeiß dann einfach raus.
00:18:18: Diese Rolle habe ich nie angenommen.
00:18:22: Okay.
00:18:23: Extreme Erfahrungen, die ich gemacht habe.
00:18:26: Da könnte ich wahrscheinlich sehr viel zu erzählen.
00:18:29: Nein, nicht wahrscheinlich, dazu könnte ich stundenlang erzählen.
00:18:33: Aber... nur in einem etwas geschlosseneren Raum.
00:18:38: Denn wenn ich zurückblicke, es ist schon, das klingt irgendwie so, Dr.
00:18:45: Jekyll und Mr.
00:18:46: Hyde für mich, wenn ich zurückblicke, habe ich weit, weit über hundert Kündigungen direkt ausgesprochen, im Eins zu Eins, weit über hundert.
00:18:55: Und ich habe einige tausend Kündigungen verantwortet.
00:18:59: Da ist meine Unterschrift runter, meistens zwei Unterschriften, aber meine ist dann die entscheidende gewesen.
00:19:07: Und manches war surreal.
00:19:10: Ich habe zum Beispiel einmal achthundert Menschen in einer Lagerhalle mitteilen müssen, dass die meisten von ihnen eine Kündigung kriegen.
00:19:24: Ein unfassbar schlechter Moment in meinem Berufsleben, der war nicht anders gestaltbar, das war schon Gestaltung, aber brutal wie in einem schlechten Film.
00:19:39: Ich habe Menschen in anderen Ländern entlassen, ohne die je gesehen zu haben, außer dann irgendwie als Pfeil, also als Foto in einer Akte.
00:19:52: Völlig krass.
00:19:55: Ich habe Gespräche geführt, in denen ich bedroht wurde.
00:20:01: Nachvollziehbar in manchen Situationen, dass Menschen auch ausrasten.
00:20:06: Und ich habe mal eine... Komplette Geschäftsleitung, also mehrere Personen nacheinander Tür an Tür gekündigt.
00:20:15: Also jede Situation war anders, aber eines ist immer gleich gewesen.
00:20:22: Es blieb die Verantwortung.
00:20:24: Jetzt könnte man sagen, hey, hast du nicht gerade gesagt, du hast Menschen einem anderen Land entlassen, ohne sie hier gesehen zu haben?
00:20:33: Ja, das war eine technische Part.
00:20:36: Da haben andere vorher die... Gespräche geführt.
00:20:43: Aber trotzdem auch das war dann Kündigung.
00:20:47: Tja, der ethische Kern.
00:20:49: Was ist denn nur mit Ehrlichkeit, Anstand, Integrität?
00:20:52: Ich habe mir mal ein bisschen reinblicken lassen in meinen Handeln.
00:20:58: Kündigen ist immer Machtausübung.
00:21:01: Ein einseitiger Akt.
00:21:03: Und ich frage mich natürlich häufig, wo endet Ehrlichkeit, wo beginnt Anstand?
00:21:09: Ja.
00:21:10: Also wo Ehrlichkeit ändert, ändert auch normalerweise der Anstand, aber nicht immer.
00:21:16: Manchmal kann man nicht hundertprozent ehrlich sein.
00:21:21: Schwieriges Thema.
00:21:22: Aber wo beginnt und hört der Anstand auf?
00:21:27: Und so habe ich gelernt, auch beim Thema Kündigung, absolute Integrität gibt es nicht.
00:21:34: Wir wollen nur für uns Kräfte, die Integer sind.
00:21:36: Klar, natürlich auch.
00:21:40: Aber absolute Integrität gibt es nicht.
00:21:44: Jede Entscheidung, insbesondere höchstpersönliche Kündigungen, verletzen irgendein Ideal.
00:21:51: Das sitzen keine schlechten Menschen vor dir, aber Integrität, auch wenn es absoluten nicht gibt, bleibt mein Nordstern, mein Fixpunkt, mein Orientierungspunkt.
00:22:04: Den Nordstern erreichst du nie.
00:22:06: Klar, aber er gibt die Richtung.
00:22:10: Und das bedeutet, für mich in meiner Erfahrung heißt Kündigen Ich schwinge damit.
00:22:19: Ich mache mir vorher Gedanken.
00:22:21: Ist das wirklich die letzte Option?
00:22:25: Ist es wirklich okay?
00:22:28: Ich schwinge.
00:22:30: Ich mache mich schmutzig.
00:22:31: Ich verletze irgendein Ideal.
00:22:34: Ich kann welche nennen, aber jedes Mal.
00:22:37: Aber ich verliere die Orientierung nicht.
00:22:40: Und diese Zerrissenheit mit der Gefühlswelt dahinter, über die wird selten oder gar nicht geredet.
00:22:50: Belkerkündige mal.
00:22:53: Kündigung ist nie nur ein Akt, ein Job.
00:23:00: Sie ist für den Gekündigten ein Ausschluss aus der Gruppe.
00:23:04: Und vor Jahrtausenden hieß Ausschluss aus der Gruppe Tod, oder fast sicherer Tod.
00:23:15: Und diese Ur-Dynamik wirkt heute auch noch.
00:23:20: Wenn du jemandem kündigst, hast du so gut wie immer.
00:23:25: einem Menschen vor dir, die auf irgendeine Art und Weise seinen Existenznot zeigt.
00:23:33: Deshalb hasse ich es, wenn jemand bürokratisch kündigt, ohne Haltung.
00:23:41: Wenn es so wirkt, als sei es egal, muss halt gemacht werden.
00:23:47: Oder ich finde es auch nicht cool, wenn jemand sagt, nicht meine Entscheidung tut mir leid.
00:23:55: Und damit macht er sich quasi auch zum Opfer.
00:23:57: Ich muss ihn leider die Kündigung, ich muss dir leider die Kündigung aussprechen.
00:24:01: Es hat die Geschäftsleitung so, ja, aber ich, nein, ich finde das auch nicht gut.
00:24:06: Also ich hätte es anders gemacht, aber unterschreib mal hier.
00:24:09: Also Empfangsbestätigung.
00:24:12: Das ist Gift, indem du dich dafür noch entschuldigst, indem du dich quasi so auf die Opferseite schlägst, Opfer in Anführungsstrichen.
00:24:24: Raub zu dem anderen die Chance, dem Moment, als das zu begreifen, was er ist.
00:24:28: Das ist ein Abschied.
00:24:29: Es ist eben kein Opfer, es ist kein Verrat, sondern es ist ein Abschied.
00:24:33: Es ist eine Beendigung eines Anstellungsverhältnisses.
00:24:38: Und das Existenzielle kommt in uns hoch, weil man zur Gruppe gehören möchte, weil man selber entscheiden möchte.
00:24:45: Aber es ist nicht das Gift des Opfers, denn in dem Moment, wo ich mich als Opfer fühle, wo sich jemand als Opfer fühlt, Brauche erst mal viel mehr Zeit und innere Energie, um aus dieser Rolle herauszukommen, weil er sich dann eben völlig unfair und menschlich daneben behandelt fühlt.
00:25:06: Und das sind viele Kündigungen nicht.
00:25:10: Und so, wenn ich das da nochmal zusammenfasse, im Kündigungsgespräch gilt für mich, kein Smalltalk, sobald die Tür zu ist und mögt es auch vorher nicht.
00:25:21: Innerhalb von drei Sätzen auf den Punkt.
00:25:25: Kein, es tut mir leid, das hilft niemand.
00:25:29: Kurz begründen, dann die rechtliche Lage und die nächsten Schritte klären, immer respektvoll bleiben.
00:25:40: Das klingt hart, aber es gibt Halt für beide Seiten.
00:25:48: Praktischer Rat, den ich vielleicht so mitgeben kann.
00:25:54: Ich sage vielleicht, es kommt darauf an, ob ihr den so nutzen könnt, wollt.
00:26:02: Also es geht um die Frage, wie kann ich kündigen und dabei Mensch bleiben?
00:26:08: Und für mich gibt es vier Fragen, die ich vor jedem Gespräch da durchgehe.
00:26:14: Klarheit stehe ich zur Entscheidung und sonst mache ich das mit meinen Vorgesetzten aus oder dem, der mir einen Auftrag gibt.
00:26:23: Und da bin ich knallhart.
00:26:26: Und da gibts die Diskussion.
00:26:29: Und da riskiere ich meinen Job, wenn es sein muss.
00:26:33: Klarheit stehe ich zur Entscheidung.
00:26:36: Würde Behandle ich die Person so, dass sie sich nicht entwürdig fühlt.
00:26:43: Und da brauche ich Einführungsvermögen vorher.
00:26:47: Distanz kann ich Empathie zeigen, ohne mich selbst zu verlieren.
00:26:53: Und da brauche ich die Grenze.
00:26:56: Verantwortung trage ich die Folgen auch für mich selbst.
00:27:03: Und wenn ich diese vier Fragen mit Ja beantworte, Klarheit, Würde, Distanz, Verantwortung, dann gehe ich ins Gespräch.
00:27:10: Wenn nicht.
00:27:13: dann warte ich und versuche es anders erst mal zu regeln.
00:27:18: Mein Schlussgedanke.
00:27:21: Kündigungen sind kein Job, sie sind kein HR oder Führungsritual.
00:27:28: Sie sind ein Brennglas für Führung.
00:27:32: Kündigungen zeigen, ob wir es schaffen, Menschen zu bleiben, gerade dann, wenn wir Macht ausüben.
00:27:38: Das ist ja einseitig.
00:27:41: Für mich gilt, dass wie macht den Unterschied.
00:27:45: Nicht.
00:27:47: Nur das warum.
00:27:50: Kündigen braucht Klarheithaltung würde und vielleicht ist das genau der Moment, in dem der Chef in dir wirklich Führung findet.
00:28:04: Das ist, wenn du kündigen musst oder willst, dir zu wünschen.
00:28:12: Und wenn dir dieser Podcast gefallen hat, abonnier mich, es geht bald weiter.
00:28:19: Danke euch allen, dass ihr da seid in unserer kleinen Community und auch taffe Themen besprochen werden können.
00:28:26: Und bis zum nächsten Mal, euer Thomas Belker.
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